BERLINER
SEEMANNS
FRÜHSCHOPPEN

„Man lernt das Matrosenleben nicht durch Übungen in einer Pfütze"
Franz Kafka

Wie alles begann

Eines Tages, anno 2008, waren Hartmut Leiste und Dieter Pfeil auf der Suche nach einem geeigneten Ort für ihr Besatzungstreffen der "Robbe Hoyerswerda“. Sie fanden „Hahns Mühle“ mit Smutje Kalisch über das damalige Forum der 1. Flottille von Roland Schult. Schon beim ersten Kontakt wurde die Idee geboren, einen Frühschoppen für alle ehemaligen Berliner Seefahrer zu schaffen. Gesagt, geplant, getan und zum 1. Schoppen kamen 16 ehemalige Kameraden. Ein Erfolg, der nach mehr verlangte. Schon zum 2. Treffen waren trotz strenger, winterlich erschwerter Umstände, über 60 Seemänner aus ganz Deutschland angereist. Das machte Mut und der 3. Frühschoppen war in Planung. Da zum 3. Frühschoppen schon 105 Kameraden kamen, sprengte das die Kapazität von Smutje-Kalischs Kombüse und die Speisen wurden beim 4. Seemannsfrühschoppen als Berliner Buffet gereicht. 130 ehemalige Fahrensleute kamen am 02. Juni 2012. Für uns eine große Freude und die Bestätigung weiter zu machen. Auf Wunsch der Kameraden haben wir uns entschlossen, für den Stammtisch eine eigene Webseite ins Netz zu stellen. Mit dem Diplomdesigner und TS - Bootfahrer Eberhard Marx haben wir einen Kameraden gefunden, der diese Webseite realisierte und als Admin betreut. Damit wollten wir auch diversen Irritationen in den bekannten Foren aus dem Weg gehen. Es ist kein Forum, aber alle interessierten Kameraden und Seemänner haben hier eine Plattform für kurzweiligen Klönsnack. Sie können sich über den aktuellen Stand der Vorbereitungen zum nächsten Frühschoppen informieren, in Erinnerungen schwelgen, ihre Meinung schreiben und Vorschläge unterbreiten sowie Kritiken einbringen. 

Die Brückenbesatzung des Berliner Seemannsfrühschoppens

Burkhard Kalisch
Smutje und Chef Mannschaftsbetreuung
Joachim Rittel
Käpt´n und Chef Organisation
Dieter Pfeil
Ehrenpräsident

Roland Stein
Leitender Ingenieur




TERMINE
&
EINLADUNGEN

Vorträge 2023 im Marine- und Flugplatzmuseum Peenemünde

28.06. Thomas Billhardt:
Meine Reisen nach Vietnam als ADN - Fotograf der DDR
 
12.07. Detlev Löll:
Militärische Nutzung von Segelschiffen
 
19.07. Gerhard Ehlers:
Der aus Mecklenburg stammende Flugpionier,
Schriftsteller, Kapitänleutnant a.D., Filmemacher,
Journalist und Abenteurer
GUNTHER PLÜSCHOW (1886 -1931) 
Gunther Plueschow.de

26.07. Lutz Hübner:
Die Luftwaffenerprobungsstelle Peenemünde und die dort erprobten Waffen
 
02.08. Dr. Ingo Pfeiffer:
Begegnungen in See Volksmarine-Bundesmarine

09.08 Lutz Hübner:
MiG´s über Amerika
 
16.08. Axel Schiling:
Die Schlacht bei Midway

23.08 Thomas Köhler:
V-2 Rakete Von der Entwicklung bis zum Einsatz
 
30.08. Peter Schulz:
US-Luftkriegsführung in Korea, Vietnam und dem Irak
 
06.09. Thomas Billhardt:
Mein Leben als Fotograf in der DDR und im Ausland

Liebe Kameradinnen und Kameraden


Der 14.Berliner Seemannsfrühschoppen ist Geschichte. Aber Ihr wisst ja, nach dem Frühschoppen ist vor dem Frühschoppen. 

Aus Gesprächen und aus den Beiträgen in den verschiedenen Medien haben wir erfahren, dass es allen gut gefallen hat und sich viele auf den 15. Seemannsfrühschoppen im nächsten Jahr freuen. Wir danken Euch dafür.

Die Einladung für den 15. Berliner Seemannsfrühschoppen wird demnächst ins Netz gestellt. Er findet wieder in Peenemünde in der „Zwiebel“ statt. Aber vorher sehen wir uns, wer möchte, am 11.11.2023 um 11:00 Uhr zum traditionellen Eisbeinessen bei Burkhard in Hahns Mühle 12 in Berlin.

Joachim Rittel und Crew

Tages des „offenen Bootes“

Für interessierte Kameraden hier eine Einladung nach Rechlin von -Gerald Halle.
Ich möchte Euch ganz herzlich zu einem Besuch eines Tages des „offenen Bootes“ im Luftfahrtechnischen Museums Rechlin einladen.
An diesen Tagen sind immer Kameraden der „KTS – Kameradschaft Boot 925“, alles ehemalige KTS – Fahrer, vor Ort und stehen des Besuchern Rede und Antwort, selbstverständlich sind auch an solchen Tagen die Luken des KTS – Bootes 925 geöffnet.


Hier die Termine:
06. / 07.05 2023
03.06.2023;
01.07.2023;
05.08. / 06.08.2023 (Museumsfest am 05.08.)
und 02.09.2023.


Für eine kurze Vorabinfo wäre ich dankbar, dann kann ich Torsten Heinrich Bescheid geben, er wird dann sicherlich ebenfalls anwesend sein.

Mit freundlichem Gruß
Gerald Halle
Kirschweg 7
39167 Hohe Börde




KLÖNSNACK


Hinweis:

Ihr habt Material, oder geeignete Beiträge für die Rubrik "Klönsnack", dann sendet uns bitte dazu eine e-Mail an folgenden Link:

Zum 14. Berliner Seemannsfrühschoppen

(on Tour)
von Kapitän zur See a.D. Gerhard Matthes


Liebe Genossen und Freunde,
liebe Kameraden,
es ist wieder einmal soweit, über ein wichtiges Ereignis der Traditionsarbeit der Volksmarine, den 14. Berliner Seemannsfrühschoppen, zu berichten.
Seit geraumer Zeit findet dieser Seemannsfrühschoppen am Wochenende nach Himmelfahrt statt, ein feststehender Termin. Im nächsten Jahr also, vom 9. Mai bis zum 12. Mai 2024, den schon jetzt ein jeder, der teilnehmen möchte, voraus- planen kann.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren, der erste Frühschoppen fand im Jahre 2009, ebenso wie alle folgenden in Berlin-Friedrichshagen, in der Gaststätte Hahns-Mühle statt, war es erforderlich, für dieses Jahr einen neuen Veranstaltungsort zu finden. Schließlich wählten die Organisatoren in Zusammenarbeit mit der Leitung der Gaststätte „Zur Zwiebel“ Peenemünde aus. Peenemünde ist für ein solches Traditionstreffen eine gute Wahl. In Peenemünde waren neben Wolgast die ersten Schiffseinheiten der Seepolizei und Volkspolizei-See stationiert, in Peenemünde entstand die Flottenbasis-Ost und es war bis zur Auflösung der Volksmarine der Standort der 1. Flottille. Schließlich war Peenemünde auch der Standort des Jagdfliegergeschwaders – 9 der LSK/LV, das eng mit der Volksmarine zusammenwirkte.
Auch heute hat Peenemünde einiges zu bieten:
- Das Museum der 1. Flottille, in dem die Entwicklung der Flottille und die Leistungen ihrer Angehörigen dargestellt werden. Das Museum beinhaltet auch einen Teil zur Geschichte des JG-9.
- Das Museumsschiff „Kleines Raketenschiff-Projekt 1241“, (das modernste Kampfschiff der Volksmarine)
- das Raketen-U-Boot , U 461, der sowjetischen Seestreitkräfte ( als Projekt 651, mit 4.127 tn, der größte jemals gebaute Unterwasser-Raketenkreuzer mit konventionellem Antrieb und zugleich das letzte noch existierende Boot dieser Klasse)
- das Historisch-Technische Museum Peenemünde, das über Peenemünde als Standort der Raketenentwicklung und Geburtsort der Raumfahrt berichtet.
- den Nordhafen, mit einer modernen Marina.
Darüber hinaus wird eine historische Rundfahrt mit Erläuterungen zur Historie 1936 bis 1944 über Raketen- und Raumfahrtentwicklung angeboten.
Wer das alles nicht möchte, kann einfach einen Spaziergang an der Hafenpromenade machen und Kaffees, Eisbars und Gaststätten erkunden. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, es lohnt sich:
„Peenemünde ist eine Reise wert“.
Das werden die über 130 Teilnehmer, die in diesem Jahr zum Berliner Seemannsfrühschoppen anreisten, bestätigen.
Die Organisatoren unter Leitung von Dieter Pfeil, Joachim Rittel, Burkhard Kalisch und Roland Stein haben es so eingerichtet, dass jeder Teilnehmer selbst entscheiden kann, an welchen Maßnahmen und Veranstaltungen er teilnehmen möchte. Das bestimmt er dann für sich und die Organisatoren mit der Anmeldung und dem entsprechenden Teilnehmerbeitrag.
So reisten die ersten Teilnehmer am Donnerstag, dem 18. Mai an, nahmen Kontakt auf und verbrachen den Abend mit einem Rees an Backbord bei zünftigen Speisen und Getränken in der Zwiebel.
Andere kamen am Freitag. Auch der Freitag war vor allem zur allseitigen Begrüßung und zum Kennenlernen, aber auch zur Besichtigung von Peenemünde und Umgebung vorgesehen. Am späteren Nachmittag gab es dann eine Fahrt mit MS-Nordland zur Insel Ruden. Viele kannten die Insel aus ihrer Fahrenszeit vom Vorbeifahren, kaum jemand hatte einmal angelegt, die Insel betreten und nur wenige kannten oder kennen etwas über ihre Geschichte.
Bevor der Ruden angelaufen wurde, steuerte MS Nordland eine Bestattungsstelle im Greifswalder Bodden an und bot damit die Gelegenheit, den hier beigesetzten Seeleuten einen Gruß zu erweisen. Dann ging die Fahrt weiter zum Hafen Ruden.
An der Fahrt zum Ruden nahmen ca. 80 Personen teil, die, in drei Gruppen geteilt, auf der Insel eine Führung erhielten.
Man erfuhr etwas über die Größe der Insel, ihre wirtschaftliche Nutzung, die einst auf der Insel lebende Bevölkerung, die Bebauung, wie Bauernhof, Schule, Grenzkompanie, den Beobachtungs- und Meßturm für die Raketen-Versuchs- anstalt u.v.a.m.
Wer es mochte, konnte den Meßturm besteigen und hatte einen einmaligen Blick über die Insel, den Bodden und die Ostsee.
Auf der Fahrt gab es, nach Seemannsart, einen vorgezogenen Mittelwächter, den es für die Fahrensleute erst nachts um 12 gibt.
Der Sonnabend, der 20. Mai, war der Haupttag des Treffens zum 14. Berliner Seemannsfrühschoppen. Um 10 Uhr erfolgte die offizielle Begrüßung der Teilnehmer im festlich ausgestalteten Saal der Gaststätte „Zur Zwiebel“ durch die Organisatoren Dieter Pfeil und Joachim Rittel, den Bürgermeister von Peenemünde, Herrn Rainer Barthelmes und den Landesleiter des Deutschen

Marinebundes und Vorsitzenden der Marinekameradschaft Peenemünde, Wolfgang Telle.
Zur Eröffnung erfolgte der Einmarsch der Fahne des Berliner Seemanns- frühschoppens, das Gedenken an die Verstorbenen und die Würdigung aktiver Genossen, die einen Beitrag zur Traditionspflege oder zur Gestaltung des Seemannsfrühschoppens geleistet haben. Zu ihnen gehörten Frau Katja Hesse, Sylvio Splinter und Gerhard Matthes.
Dank ging an Spender für das Museum der 1. Flottille. Sie erhielten freien Zugang zum Museum auf Lebenszeit.
Nach der feierlichen Eröffnung bestand bis zum Mittagessen die Möglichkeit
im Saal Videos anzusehen, die Katja Hesse u.a. zur Geschichte der Volksmarine und zur Geschichte der Seefahrt vorbereitet hatten.
Nach dem Mittagessen zeigte Korvettenkapitän a.D. Peter Seemann, lang- jähriger Leiter der AG - Foto der Volksmarine, Bilder vom Dienst in der Volksmarine, von Ausbildungsfahrten der Kampfschiffe und -boote, von Geschwaderfahrten der drei verbündeten Ostseeflotten, von Flottenbesuchen im Ausland, von Fahrten des Schulschiffes „Wilhelm Pieck“ u.a., die er selbst fotografiert hatte. Nach diesem Vortrag überraschte er mit Seemannsweisen, vorgetragen als Akkordeonspieler. Insgesamt ein gelungener Beitrag von Peter Seemann zur Traditionspflege.
Darüber hinaus wurde bis zum Beginn der Abendveranstaltung um 18 Uhr den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben das Museum der 1. Flottille und das Kleine Raketenschiff kostenfrei zu besuchen, oder nach eigenem Wunsch, andere interessierende Orte in Peenemünde und Umgebung anzusehen.
Um 18 Uhr begann die Abendveranstaltung mit der Eröffnung des Buffets. Man kann es nicht anders werten, das Zwiebel-Team hat alle überrascht,
ist über sich hinausgewachsen und alle Teilnehmer waren mehr als zufrieden. Nach Abschluss des Abendessens dankten die Organisatoren unter stürmischem Beifall der Teilnehmer dem Chef der Gaststätte „Zur Zwiebel“ und seinem gesamten Team für die gebotene Möglichkeit, das Treffen des „Berliner Seemannsfrühschoppen“ in dieser Gaststätte durchzuführen und die hervorragende Gästebetreuung. Der Genosse Dieter Pfeil überreichte an den Leiter der Gaststätte eine Schiffsglocke mit der Aufschrift
MS Zur Zwiebel
mit der Bedeutung: Marinestützpunkt Zur Zwiebel, „wir kommen wieder“. Das gesamte Team der Gaststätte war durch die Begeisterung und die Anerkennung der Arbeit sichtlich gerührt.

Neben dem Team der Zwiebel ging der Dank für die Unterstützung der Veranstaltung auch an die Gemeinde Peenemünde, die Apollo Reederei, das Museum der 1. Flottille und das Museumsschiff sowie an den Verkauf-Shop in der alten Feuerwache.
Sie alle leisteten einen Beitrag zum Gelingen des 14. Berliner Seemanns- frühschoppens on Tour in Peenemünde.
Nach den Danksagungen konnte die Abendveranstaltung mit Musik und Tanz und Rees weitergehen.
Der Abschied von Peenemünde viel so manchem Teilnehmer schwer und alle versprachen sich beim Händeschütteln:


Bis zum 15. Seemannsfrühschoppen im nächsten Jahr.

Rundgang durch das Museum der 1. Flottille im Peenemünde.

Uniformen unserer Admirale im Museum im Peenemünde

Schiffsmodelle der Volksmarine im Museum in Peenemünde.

Aus dem sinkendem Schiff aufgetaucht
Der Untergang des Räumbootes STERNBERG 1962

Ing. Dieter Flohr (Fregattenkapitän a.D.) 

29. September 1962. „Dynamik“ im Herbstmanöver der Volksmarine. Es geht wieder mal um die mögliche Operation der Ost- Flotten zur Inbesitznahme der Sund/Beltzone. Von einer neuen Einlage müssen auch die Kommandanten der Vorpostenschiffe informiert werden. Sie versehen ihren Dienst auf Ankerpositionen im Fehmarnbelt und nördlich Rügen. Da absolute Funkstille herrscht wird das Räumboot 422 „Sternberg“ der 4. Flottille Warnemünde Hohe Düne als Kurier in Marsch gesetzt, um die Geheimdokumente zu übergeben.
Die STERNBERG gehört zu den 48 Minenräumpinassen (RPi) des Typs „Schwalbe“, die von 1953 bis 1957 auf den Binnenwerften Berlin und Brandenburg von Stapel liefen. Diese schier unverwüstlichen Boote wurden neben ihren gefahrvollen Minenräumaufgaben zu allen möglichen Diensten herangezogen und trugen den Beinamen „Arbeitsbienen der Ostsee“. Zur Besatzung zählten 13 Mann. An Bord auch Offiziersschüler Siegfried Reimann,, der kurz vor der Ernennung zum Unterleutnant zur See noch ein letztes Bordpraktikum zu absolviert. Er hat bereitsdie Kommnadantenprüfung bestanden und führt das Boot zum MLR-Schiff Typ „Krake“ auf der Vorpostenposition 72 im Fehmarnbelt. Nach der Dokumntenübergabe übernimmtr Kommandant Leutnant zur See Günter Gutow wieder die Schiffsführung mit Kurs auf die Vorpostenposition 71 nördlich Rügen. Reimann darf sich in der Kommandantenkammer zur Ruhe begeben. Es ist Nacht geworden und dichter Nebel zieht auf. So wird die Fahrt – damals noch ohne Radar- zur navigatorischen Herausforderung. Gutow orientiert sich nach Kompass, Funkpeiler, dem Feuerschiff Gedser Reff und anderen schwachen Leuchtfeuern. Er will dann aber den Weg abzukürzen, gerät auf die falsche Seite des Internationalen Seeweges. Dies erkennend, befiehlt er Kursänderung um 90 Grad nach Steuerbord. Damit kreuzte er aber den Schifffahrtsweg. Der Rudergänger soll auf ein Leuchtfeuer zuzuhalten, dass als Ansteuerungstonne Warnemünde gehalten wird. Sicht kaum mehr als 10 Meter. Dann aber verlässt der Kommandant kurz die Brücke, um einen Funkspruch an die Flottille absetzen. Aber auch der mit der Seeraumbeobachtung beauftragte Matrose verlässt seine 25mm Bugwaffe und will seine Ablösung wecken.
In der Kadetrinne, nahe Gedser Feuerschiff, taucht urplötzlich ein Schatten auf. Ein Warnsignal erschallt. Gutow stürzt auf die Brücke und befiehlt noch „Hart Steuerbord! Maschinen stopp. AK zurück!“. Doch es ist zu spät- Es gibt einen gewaltigen Rumms, das Räumboot krängt weit auf die Steuerbordseite. Die Besatzung wird heftig durcheinander gewürfelt, doch trägt niemand Verletzungen davon. Nur Kommandant Gutow hat eine Kopfwunde und blutet. Der Frachter setzt auf „Zurück“ und wirft den Buganker. Es ist der britische Kohle-Erzfrachter „Abbordsfjord“ (1860 t)- Er ist mit seinem Vorsteven mittig und tief in das kleine Räumboot eingedrungen. Seewasser dringt in das Boot. Lenzen ist aussichtslos. Die Stromversorgung fällt aus. Zu einem Notruf ist keine Zeit mehr.„Schlauchboot aussetzten!“, befielt Gutow. Es ist das einzige Rettungsmittel der R-Boote. “Alle Mann von Bord!!“ Aber Offiziersschüler und der LM Klaus Schumann fehlen. Reimann ist in der Kommandantenkammer eingeschlossen. Schotts und Seitenwände sind verbogen. Schon umgibt ihn eiskaltes Wasser. Matrosen versuchen noch, ihn herauszuholen-vergeblich. Ohnmächtig im Schlauchboot sitzend müssen sie ansehen, wie die von den britischen Scheinwerfern angeleuchtete STERNBERG über den Bug absackt. Noch ragt das Achterschiff in die Höhe, als plötzlich ein wild um sich schlagender menschlicher Körper an der Wasseroberfläche auftaucht. Es ist Reimann! Er versuchte noch sich gegen die verbogene Tür zu stemmen. Ohne Erfolg. Dann nimmt er etwae Helles im eindringenden Seewasser wahr. Entschlossen stößt er sich durch das Leck ab und taucht schweratment auf. Seine Kameraden ziehen ihn in das Schlauchboot. Dabei kann er gerade noch sehen, wie sich das Achterschiff der STERNBERG steil hebt, Propeller und Ruderblatt zeigt und dann senkrecht in die Tiefe schießt. Es sind höchstens sieben Minuten vergangen.

Die Rettung
Die Uhr zeigt 2 Uhr 52. Stille tritt ein. Noch kurz zuvor hatte Klaus Schumann an den Hauptmaschinen noch den Stoppbefehl ausführen wollen, als es fürchterlich krachte und er durch den schmalen Maschinenraum geschleudert wurde. Wasser dringt ein. Die Lenzpumpe kann er nicht mehr anwerfen. Böses ahnend schnappt seine Schwimmweste klettert auf das Achterdeck des Räumbootes. Er sieht wie sich das Heck bedrohlich anhebt, und springt beherzt über Bord in die eiskalte See. Die Eiseskälte der See nimmt er erst gar nicht wahr. Hastig und voller Angst schwimmt er vom sinkenden Boot weg. Nur nicht in den Sog des untergehenden Schiffskörpers geraten! Stoßweise atmend blickt er zurück und sieht schemenhaft im schwachen, vernebelten Scheinwerferlicht wie Schiffsschrauben und das Steuerblatt seines Bootes eintauchen. Aber da ist ein blasser Lichtschein! Darauf schwimmt er nun zu. Plötzlich verschwindet das Licht und im selben Augenblick stößt er an eine schwarze Schiffswand. Nur auf seine Rettung hoffend, tastet er sich an der Bordwand entlang. Plötzlich greift er an ein Kettenglied. Die Ankerkette! Mit letzter Kraft zieht er sich von nun von Glied zu Glied nach oben. Es wird heller, er hört englische Wortfetzen und fühlt, wie helfende Hände nach ihm greifen, ihn an Bord ziehen und liegt in den Armen von englischen Seeleuten. Auch sein Maschinist Jürgen Madaya und der pudelnasse Offiziersschüler Reimann klettern über die Reling." Wir leben!" ruft er ihnen zu. Auch alle anderen steigen, den Schreck in den Gesichtern, über die Gangway auf das Oberdeck des Frachters-, Kommandant Gutow ist blutverschmiert.
Die Briten hatten alles für die Rettung der in Seenot befindlichen Marinesoldaten eingeleitet. Alle verfügbaren Bordscheinwerfer beleuchten die umliegende See. An einer ausgebrachten Gangway konnte das Schlauchboot festmachen. Rührend kümmern sich die englischen Seeleute um die deutschen Seeleute. Die schweigen völlig deprimiert unter dem Eindruck des soeben Erlebten. Sie sollen die nassen Bordpäckchen ausziehen, Man bringt wärmende Arbeitsklamotten der Besatzung. Dann werden sie in die warme Mannschaftsmesse geführt, wo der Koch ihnen heißen Tee und Gebäck serviert. Die Verständigung ist leidlich erschwert. Nur Gutow und auch Schumann kramen einige Brocken aus seinem längst verdrängten Schulenglisch hervor. Dem Leitenden Maschinisten geht es inzwischen ziemlich schlecht. Nachdem er den ersten Schock bewältigt hatte, bemerkte er erst, dass er wohl in der Maschine umherspritzendes heißes Öl abbekommen hatte und dann noch durch eine Treibstofflache geschwommen war. Auf dem Rücken bilden sich nun Hautreizungen und schmerzhafte Blasen. Der Kapitän kommt und schenkt Whisky in Gläser. Er nimmt an, dass er ein Boot der Bundesmarine gerammt hätte. Freudig teilt er mit, dass er dann nach Kiel weiter fahren wird, wo die geborgenen Deutschen ja an Land gehen können. Der Schreck fährt allen alle Glieder. Nach Kiel? Mitten im Kalten Krieg? In der Kuba-Krise? Unvorstellbar. Notgedrungen klärt der Kommandant den Irrtum auf und erntet verwunderte Blicke. Inzwischen ist der auf der Funker der STERNBERG in das Funkschapp des Schiffes gerannt. Dort angekommen, ruft er auf UKW Kanal 16 Rügenradio an, die zivile Küstenfunkstation der DDR.. Kurzen schildert er das Unglück und bittet, sofort das Kommando der Volksmarine zu verständigen. Es dauerte nicht lange, dann kommt die Rückantwort aus Rostock. Der britische Kapitän wird aufgefordert, die Havarieposition keinesfalls zu verlassen. Man schicke ein Volksmarine-schiff, dass die gerettete Besatzung abholen würde. Und der Brite folgt dieser Aufforderung und bleibt vor Anker liegen. Die Nachricht von Rügenradio hatte zunächst beim OP-Dienst Werner Zimmermann in Warnemünde starke Zweifel ausgelöst. Der Untergang eines R-Bootes sei ja gar nicht im Übungsszenario vorgesehen, meinte er. Dann aber handelt er schnell.
Inzwischen ist es auf dem umliegenden Seeraum lebendig geworden. Auch ein Schiff der Bundesmarine kommt herbei. Ein Däne kommt. Dann endlich nähern sich zwei Boote der Grenzbrigade. Während eines die Untergangsstelle sichert, geht das andere am Engländer längsseits. Eine Gruppe Kampfschwimmer der Volksmarine ist dabei und taucht sofort, um zu versuchen, die mit der STERNBERG untergegangenen Geheimdokumente zu bergen. Der freundliche Erste Offizier versucht nun radebrechend mit einigen Matrosen in ein vertrauliches Gespräch zu kommen. Auch zu Klaus Schumann sagt er freundlich, dass es kein Problem mache, wenn er mit nach Kiel wolle. Aber alle Sternberger wollen unbedingt nach Hause. Die Fronten zu wechseln ist für sie keine Option.
Der Kommandant lässt seine Besatzung noch einmal an Deck antreten. Er dankt den britischen Seeleuten für ihre vorzügliche Hilfestellung und die freundliche Bewirtung in der Messe. Der britische Kapitän kratzt ein paar Brocken Deutsch zusammen und gratuliert dann Gutow zu seiner tollen Besatzung und deren starken kameradschaftlichen Zusammenhalt. Dann steigen die Männer auf das Grenzschiff und fahren zurück nach Warnemünde.

Die Folgen
Auf der Pier großer Bahnhof. Der Chef der Volksmarine Konteradmiral Heinz Neukirchen ist da, der Flottillenchef Kapitän zur See Fritz Notroff, natürlich der Flottillenarzt Stange, ein Sankra und natürlich der Vertreter des MfS. Es fallen lobende Wort. Das mutige Verhalten der Truppe wird hervorgehoben. Dann dürfen sich aller erst einmal ausschlafen. Der Kommandant un d Klaus Schumann kommen ind den Med.-Punkt. Der verzweifelte Kommandant aber wird dort erst einmal einige Tage ruhig gestellt. Es ist klar, dass er sich heftige Vorwürfe macht, das ihm anvertraute Schiffe verloren und dessen Besatzung beinahe um Leib und Leben gebracht zu haben. Klaus Schumann dann in das Marinelazarett in Stralsund eingeliefert. Er ahnt da noch nicht, dass er dort 6 Wochen bleiben muss. Die anderen müssen sich den üblichen Befragungen stellen, man will natürlich genau wissen was eigentlich passiert ist. Allen wird dann auch mitgeteilt, dass sie, wenn sie nicht mehr wollen, auch keine Bordkommandos mehr antreten müssten und an Land eingesetzt werden könnten. Natürlich weisen alle dieses Ansinnen zurück.
Was folgt ist, die unvermeidliche Havarieverhandlung. Der Havariekommissar zieht schwer vom Leder. Navigationsfehler hier, Versäumnisse da. Gutow wird immer kleiner auf der Anklagebank. Es ist üblich, dass alle Kommandanten der Flottille zu diesem Strafgericht beordert werden. Die Peinlichkeiten sind kaum noch zu überbieten. Dann der Spruch: Entzug der Befähigung zur Führung eines Schiffes der Volksmarine, Kasernenarrest, selbst eine mögliche Regressforderung wird in den Ring geworfen und das Schlimmste: die Sache wird dem Kreisgericht Rostock überstellt.
Wie in der Volksmarine üblich, tritt dann auch noch die Grundorganisation der SED zusammen und brät dem gewesenen Kommandanten auch noch eine Parteistrafe über. Die wurmt Gutow besonders. Dass es weder Verletzungen noch Tote bei dieser nächtlichen Havarie gegeben hatte, spielt in der Sache keine Rolle. Schließlich findet die Verhandlung der Strafsache Gutow am Kreisgericht Rostock statt. Nach langem Hin und Her, wird der Kommandant des Minenräumbootes STERNBERG zur eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Strafe aber wird zur Bewährung ausgesetzt
Obwohl die Besatzungsangehörigen noch lange traumatisiert sind und schwer am Erlebten zu kauen haben, fahren alle wieder zur See und beenden ihre Dienstzeiten bei der Marine bis zum Entlassungstag. Siegfried Reimann schafft es zum Fregattenkapitän
Nur Günther Gutow fährt nicht wieder zu See. Er wird schließlich an Land eingesetzt und zwar bei den Landstreitkräften und landet im Ministerium der NVA in Strausberg. Dort muss er seine blaue Uniform gegen Feldgrau tauschen, was ihn besonders wurmt. Am Ende der DDR und der NVA hat er dort sogar den Dienstgrad Oberst erreicht. Klaus Schumann tritt an der TU Dresden ein Ingenieurstudium an und geht als Dipl.-Ing und Betriebswirt einen erfolgreichen Weg sowohl in der sozialistischen Produktion, in der Forschung als auch dann nach dem Ende der DDR in der Marktwirtschaft. Wie die anderen Kameraden auch kann er jedoch seine Zeit bei der Marine niemals vergessen und schwelgt heute noch als 80 jähriger von seinen Erlebnissen auf See.

Adresse

Joachim Rittel
Reetzer Weg 26a
12621 Berlin

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